Zinserhöhung der EZB – Warum die Zinsen der Magnet der Bewertung sind!

EZB

Nach 11 Jahren hat die EZB den Leitzins um 0,5 % angehoben. Bis letzter Woche hatte der Markt noch 0,25% angenommen. Steigen jetzt das Zinsniveau in Deutschland?

Zinsstruktur & -verlauf

Nein, es ist bereits gestiegen. Der Markt ist in weiten Teilen äußerst effizient und nimmt solche Entwicklungen bereits vorweg. In der nachfolgenden Grafik sieht man die Zinsstrukturkurve von Deutschland. Das besondere an der Darstellung von „Investing.com“ ist der zusätzliche zeitliche Verlauf. So kann man erkennen, dass die Zinsen vor einem Jahr noch überwiegend negativ waren und jetzt alle im positiven Bereich gehandelt werden.

Zins deutscher Staatsanleihen
Zinsstrukturkurve deutscher Staatsanleihen

Der Markterwartungen zu vor einem Monat sind jedoch bereits zurückgelaufen. Dies liegt an den Rezessionsrisiken, die im letzten Artikel bereits thematisiert wurden. Doch wie hängen die Zinsen mit der Rezession & Inflation zusammen?

Inflation

Das Wort Inflation stammt aus dem Lateinischen: das Substantiv „inflatio“ bedeutet „sich aufblasen“. Grundsätzlich bedeutet Inflation ein Verlust an Kaufkraft. Es gibt unzählige Möglichkeiten diese Inflation zu messen.

Definitionen der Inflation

In der Vergangenheit wurde die Inflation anhand der Geldmenge gemessen. Die Definition lautete: Inflation = Geldmengenwachstum (M3) – Wirtschaftswachstum.

In den letzten Jahren haben die Zentralbanken die Definition der Inflation angepasst. Nun wird die Messung der Inflation anhand verschiedene Konsumentenpreisindizes durchgeführt. Bei dieser Messung wird ein Warenkorb von Gütern definiert. Wie sich der genaue Warenkorb zusammensetzt kann hier nachgeprüft werden.

Darstellung der Inflation der jeweiligen Komponenten des Inflations-Warenkorbs der EZB

Vergleich Inflationsmessungen

In USA wird ein stetiger Vergleich der beiden Methoden durchgeführt. In Deutschland bzw. Europa gibt es einen solchen Vergleich nicht. Betrachtet man jedoch den Vergleich erkennt man, dass die neue Methode die Inflation deutlich niedriger erscheinen lässt.

Inflationsvergleich Eurozone

Die Frage ist, wo kommt der Unterschied her. Nun die Konsumentenpreisinflation lässt einen Teil der Inflation weg – die Vermögenspreisinflation. Wer sich schon mal mit dem Thema Kauf einer Immobilien, Oldtimer oder andere Sachwerte beschäftigt hat, der dürfte deutliche Preisanstiege zu den letzten Jahren bemerkt haben. Wer sich dies genauer Ansehen möchte, den verweise ich auf die Seite von Flossbach und Storch.

Wir beschäftigen uns im weiteren Verlauf mit der Konsumentenpreisinflation, weil diese als wissenschaftlich anerkannt gilt und reale Rendite auf Basis dieser Inflation berechnet werden.

Aktuelle Inflation

Jetzt kann man natürlich anführen, dass das Geldmengenwachstum bereits die letzten Jahre sehr hoch war. Warum entsteht erst jetzt eine Konsumentenpreisinflation?

Durch Lieferengpässe, Personalmangel, Lockdowns, etc. ist weiterhin ein begrenztes Angebot vorhanden. Das begrenzte Angebot trifft auf eine erhöhte Nachfrage. Die Menschen wollen nach Corona wieder in den Urlaub fahren, in Restaurants gehen und diverse weitere Waren und Dienstleistungen konsumieren. Diese Gemengelage lässt die Preise steigen. Steigende Preise führt zu Unruhen vor allem in unteren Einkommensschichten, die sich den Alltag nicht mehr leisten können. Daher ist es die Hauptaufgabe der Zentralbanken der Welt die Preis stabil zu halten. Doch was hat das mit dem Zinsniveau zu tun?

Zinspolitik

Die Hauptaufgabe der EZB ist ein stabiles Preisniveau zu garantieren. Hierfür hat die EZB das Ziel von 2% ausgegeben. Über das Ziel und die bisherigen Bemühungen kann sich jeder selbst seine eigene Meinung bilden. Doch welche Handlungsmöglichkeiten hat die EZB das Preisniveau zu stabilisieren?

Die EZB kann natürlich nicht das Angebot erhöhen, was natürlich sofort zu einer Entspannung führen würde. Wenn ausreichend Halbleiter, Flughafenpersonal, etc. zur Verfügung stünden würden sich die Preise sofort stabilisieren. Der Preis ist eines der großen Stärken des Kapitalismus. Er zeigt Knappheiten auf und führt zu Anpassungen.

Die EZB kann jedoch Einfluss auf die Nachfrage ausüben. Dies kann Sie durch das Einschreiten auf der Zinsseite. Erhöht die EZB die Zinsen, so führt dies zu einem niedrigen Konsum und einer höheren Sparquote. Das bremst das Wirtschaftswachstum, aber auch die Inflation. Deswegen ist es schwer zu prognostizieren, wie weit die Zinsen erhöht werden müssen um die Inflation zu stabilisieren und wie stark das Wirtschaftswachstum gebremst werden muss. Und weswegen wirken sich das Zinsniveau so stark auf Aktien, Immobilien und Anleihen aus?

Zinsmagnet

Immobilien

Bei Immobilien sollte es leicht erkennbar sein, warum Zinsen die Bewertung von Immobilien gen Süden bringen. Steigt das Zinsniveau so werfen bei gleichem Preis viele Immobilien nicht mehr ausreichend Rendite ab. Die Preise müssen zuerst fallen um wieder rentabel zu werden.

Anleihen

Bei Anleihen sollte es auch offensichtlich sein. Steigt das Zinsniveau, so bekommt man beim Kauf von Anleihen mehr Zinsen. Da der Coupon einer Anleihe fix ist, also die Auszahlung. Kann man nur mehr Zinsen bekommen wenn die Kurse fallen.

Dadurch sind langfristige Anleihen mehr als kurzfristige Anleihen von den steigenden Zinsen betroffen.

Aktien

Wie sieht es bei Aktien aus? Bei Aktien gibt es gleich zwei Effekte, die Aktienkurse in den Keller treiben.

Zum einen stehen Anlegern verschieden Anlageklassen zur Verfügung. Steigen die Zinsen bei Anleihen, so kann es zu Umschichtungen kommen. Aktienanleger verkaufen Aktien und Kaufen anleihen.

Zum anderen werden die Cashflows bzw. Gewinne der Zukunft abgezinst und dies ergibt den Aktuellen Wert der Aktie bzw. des Unternehmens. Steigt der Zins so fällt der Wert der Aktie. Insbesondere Unternehmen, die erst in Zukunft Gewinne erwirtschaften sind von der Kursberichtigung betroffen. So hat der Nasdaq in den ersten 6 Monaten deutlich mehr als der S&P 500 eingebüßt.

Fazit für Investoren

Die Inflation wird durch steigende Zinsen bekämpft. Die steigende Zinsen bremst die Nachfrage und die Kurse fallen. Insbesondere Immobilien, Anleihen und Aktien werden durch die erhöhten Zinsen neu bewertet. Wie sollten sich intelligent Investoren jetzt verhalten?

Aktien ETF Sparer, die monatlich Ihren ETF besparen sollten sich in Geduld üben. Sie bekommen den Index und damit die breite Weltwirtschaft zu deutlich günstigeren Preisen als vor einem halben Jahr.

ETF Anleger können sich überlegen, ob Sie zusätzliche Anlageklassen wie Gold oder Rohstoffe in Ihrem Portfolio ergänzen. Wichtig ist jedoch, dass die Rendite langfristig deutlich niedriger ist, als Aktien. Weitere Anlageklassen können aber die Volatilität reduzieren. Wenn du mehr verstehen willst, lies dir am besten Details zum All-Wetter-Portfolio durch.

Für Aktien Investoren sollte man Ausschau nach den besten Aktien der Welt halten, ob sie zu attraktiven Preisen zu bekommen sind.

Wenn du neu bist und noch keine große Erfahrung hast, ist die aktuelle Zeit eine gute Möglichkeit deine eigene Strategie auf den Prüfstand zu stellen. Vielleicht inspiriert dich ja die eine oder andere Investment Strategie, die du auf unsere Website findest. Wenn du dich schwer tust eine Strategie zu finden, dann melde dich für ein kostenloses Erstberatungsgespräch an und wir prüfen was wir für dich tun können.

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